Woran liegt es, dass heute etwa ein Drittel der Menschen sich nicht angemessen ernähren können?
Im Kampagnenmagazin von Fastenaktion und HEKS werden verschiedene Gründe genannt, eine Kombination von Krisen: Mehr als die Hälfte der Hungernden lebt in Regionen, wo bewaffnete Konflikte toben und daher die Felder nicht bewirtschaftet werden. Hinzu kommen die Klimaerwärmung, gestiegene Lebensmittelpreise und die Folgen der Coronapandemie. Nach wie vor ist aber einer der Hauptgründe die ungleiche Verteilung der Lebensmittel. Mit industriell hergestellten Lebensmitteln lässt sich im globalen Norden der höchste Gewinn erzielen. Die globale industrielle Landwirtschaft ist auf Profitmaximierung ausgerichtet und orientiert sich weder am Recht auf Nahrung für alle Menschen noch an Nachhaltigkeit der Produktionsmethoden noch an Biodiversität oder Chancengleichheit für Kleinbäuerliche Betriebe. Der weltweite Agrarhandel wird zu 90 % von nur 5 Unternehmen kontrolliert (ADM, Bunge, Cargill, Louis Dreyfus Companie und COFCO).
All diese Faktoren führen dazu, dass 84% der Menschen südlich der Sahara und 71 % der Bevölkerung Südostasiens sich keine gesunde Nahrung leisten können. Ganzen Generationen von Menschen geht dadurch die Zukunft verloren, weil Mangelernährung die körperliche und geistige Entwicklung einschränkt oder verhindert.
Kriseninterventionen sind notwendig, aber die Situation des chronischen Hungers kann nur durch ein neues Landwirtschafts- und Ernährungssystem verbessert werden, in dem die lokale Wirtschaft und Bevölkerung gestärkt werden.
Genau darin liegt für mich die Motivation die Fastenkampagne zu unterstützen. Alle Projekte, die ich kennengelernt habe, setzen bei der lokalen Bevölkerung an, unterstützen deren Entwicklung und Ausbildung. Ich finde diesen Ansatz sinnvoll, faszinierend und effizient, weil er dort ansetzt, wo die Not am grössten ist und weil er die Menschen aktiv einbezieht durch Ausbildung und soziale Netzwerke.
Leider liegt das Thema der internationalen Solidarität in unseren Zeiten nicht mehr im Trend. Spendengelder gehen zurück, staatliche Entwicklungshilfe wird gekürzt und die politische Macht konzentriert sich weltweit immer stärker auf immer weniger Personen und Firmen.
Umso wichtiger ist unser bescheidener Beitrag für fairen Handel, lokale und saisonale Produkte, verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln, Förderung der Biodiversität sowie unsere Spenden und unser politisches Engagement.
Es braucht eine Umwandlung des Ernährungssystems und es braucht weiterhin den Glauben und die Hoffnung, dass wir einen Beitrag dazu leisten können.
Alle Informationen zur diesjährigen Kampagne finden Sie hier:
https://materialien.sehen-und-handeln.ch/
Florian Joos