Pilgerweg der Hoffnung: Das Heilige Jahr ist so viel wert, wie wir daraus machen
In der Geschichte unserer Kirche kennen wir eine lange Tradition von so genannten Heiligen Jahren. Sie auszurufen hat biblische Wurzeln und Vorbilder. Dass Päpste diese Etikettierung vornehmen, geht auf das Hochmittelalter zurück. Für 1300 hat Bonifaz VIII. ein Heiliges Jahr ausgerufen – ein nicht unbedingt sympathischer Nachfolger Petri. Nach 2015/2016, wo ich selbst das Heilige Jahr in Rom miterleben durfte, hatte Papst Franziskus für 2025 erneut ein solches Jahr ausgerufen. Franziskus hatte ein anderes Profil als Bonifaz. Wurde 2015 ein besonderes, ausserordentliches Heiliges Jahr gefeiert, so sind wir 2025 wieder im derzeit geltenden 25-Jahr Rhythmus angelangt.
Was unter einem so speziellen Jahr zu verstehen ist, kann sehr unterschiedlich beurteilt werden. Können Jahre überhaupt «heilig» sein, könnte man fragen. Ist es ein gutes christliches Vorgehen, 365 konkrete Tage so besonders hervorzuheben, wo uns doch alle Tage des Lebens wichtig und bedeutsam sein sollten? Macht eine solche «Sakralisierung» von Zeit Sinn?
Es ist bestimmt gut, wenn wir unsere Zeit strukturieren und gewisse Hoch-Zeiten einplanen und begehen. Das macht menschliches Leben rituell formbar, reichhaltig und reizvoll zugleich. Nicht jeder Tag ist wie der andere, nicht jedes Jahr ist besonders. Die Initiative des am Ostermontag verstorbenen Papstes ist aber letztlich nur so viel wert, wie wir in unseren christlichen Gemeinschaften daraus machen. Unsere Pfarrei mischt da aktiv mit, sie stellt etwas auf die Füsse, denn sie hebt einen Tag in diesem Jahr besonders hervor und feiert ihn eingehend. Ich glaube, dass es das ist, was unser verstorbener Papst intendiert hat. Es soll neue Impulse in unserem Glaubensleben geben. Es geht darum, Gott neu und kreativ ins Spiel zu bringen, den Blick auf ihn inmitten unserer Lebensjahre freizugeben und ihm als einer uns letztlich unfassbaren «Grösse» einen neuen, gewichtigen Platz zu geben.
Ein Pilgerweg der Hoffnung ist dazu besonders geeignet. Unsere Stadt wird am 28. September 2025 durchquert, von der Kathedrale über die Unterstadt zum uns lieben Marienheiligtum in Bürglen. Pilgerwege verbinden die Dimensionen von Raum und Zeit. In diesem Heiligen Jahr, das unter den Auspizien der «Hoffnung» steht, ist dies ein besonderer Akzent, ein nicht unbedeutender Beitrag zum weltweit in der Kirche gefeierten, so genannten Heiligen Jahr – in Rom ausgerufen und in Freiburg umgesetzt.
David Neuhold, Professor für Kirchengeschichte in Luzern
Bild: zVg
