«In meinem Namen wirst du immer stärker sein»
Ein spannender Abend mit Klaus Kenneth – Rückblick und Reflexion
Wer will das nicht – «immer stärker sein»? Stärker sein als andere, Macht ausüben können, Recht haben, sich durchsetzen. Aber genau darum geht es nicht, wenn wir Antworten finden wollen auf der Suche nach Frieden, nach Liebe, nach Erfüllung.
Klaus Kenneth nahm am Abend des 30. September etwa 50 Personen mit auf seine Lebensreise. Beginnend bei der der Kindheit im Deutschland der Nachkriegszeit, bei seiner Mutter, die nicht fähig war, ihren Kindern auch nur einen Funken Liebe zu schenken, über den jahrelangen sexuellen Missbrauch im Haus eines katholischen Priesters, dem der unerziehbare Bub zur Erziehung übergeben wurde, über Studium in Hamburg, Suche in der Philosophie bei Sartre und Nietzsche, bis hin zur Begegnung mit dem Islam auf Reisen in Länder wie Pakistan und Afghanistan. Weiter folgte das Publikum seinem Wag nach Indien als Verehrer der Göttin Kali, seiner beeindruckenden Begegnung mit Mutter Teresa in Kalkutta und seinem Eintauchen in die Meditationswelt des Buddhismus. Hier geht es darum, in einen Zustand der inneren Leere einzutreten, indem man nichts mehr denkt, nichts mehr will und nichts erstrebt. Weiter ging der Weg über eine Episode im Felsendom von Jerusalem und die Suche nach schamanischer Weisheit in Südamerika und bei Indianern Nordamerikas.
In gewissen Momenten macht Jesus sich bemerkbar: In der tränenreichen Begegnung mit Mutter Teresa, in Jerusalem und bei der wundersamen Rettung vor einem Erschiessungskommando von Rebellen in Kolumbien. Eine echte Umkehr aber geschieht noch nicht. Denn aufgrund der fatalen Erfahrungen aus der Kinder- und Jugendzeit war die Option des Christentums für Klaus blockiert. Und als Guru hatte er gelernt, Macht über andere Menschen auszuüben, was immer eine grosse Versuchung war. Tief enttäuscht und am Ende der Sackgasse findet Klaus Anschluss an eine christliche Gemeinschaft in Lausanne. Die Begleitung durch den reformierten Pfarrer der Kathedrale und ein wiederholter Exorzismus öffnete den Weg zu Christus.
Die Bekehrung
Am Eidgenössischen Bettag 1981, in voll besetzter Kathedrale, macht Klaus ein dramatisches Bekehrungserlebnis, das fortan sein ganzes Leben bestimmt.
«In meinem Namen wirst du immer stärker sein»: diese Zusage bekommt Klaus von Jesus ins Ohr gesprochen, als würde er direkt neben ihm stehen.
Bei einer Person des Publikums weckt dieser Satz Widerspruch: Gerät Klaus von einer Machtposition in eine andere? Was ist der Unterschied von Jesu Zusage: «In meinem Namen wirst du immer stärker sein», und der Fähigkeit der Manipulation von Menschen, die Klaus sich als Guru erworben hatte?! Es gibt zwei Unterschiede: Mit dem Stärker-sein im Namen Jesu ist nicht die Macht über andere Menschen gemeint, sondern die Freiheit von Angst und die Kraft zur Vergebung. Der zweite Unterschied: Es ist nicht eine Macht, die dem eigenen Stolz und Ego dient, sondern eben Christus und damit der Liebe – sogar zu den Feinden. Es ist die Kraft zur Demut gemeint, zum «Klein-werden», die Stärke, Unrecht und Ungerechtigkeit zu (er)tragen.
Was sind nun die wichtigen Aussagen des Abends?
Kenneth macht eine strikte Unterscheidung zwischen «Religion» und «Revelation». Letzteres ist die Offenbarung Gottes durch Christus in den Herzen der Menschen. «Religion» dagegen hat Kenneth erfahren als Ausübung von Ritualen, als Rahmen von Gesetz und Strafe, als Struktur von Funktionen, kulturell gepflegte Überlieferung und Tradition usw. In keiner Religion konnte er daher finden, was er eigentlich suchte. Aus seiner Erfahrung des Eintauchens in verschiedene Religionen konstatiert Klaus Kenneth, dass es im Christentum etwas gibt, was die anderen nicht haben: Die direkte, persönliche und physische Begegnung (oder Offenbarung, Revelation) Gottes mit der Menschheit in der Person Jesu. Die Menschen fragen: «Wo ist Gott?» und in Jesus sagt Gott: «Hier bin ich».
Zu diesen Gedanken kommt aus dem Publikum zwei Reaktionen:
Gibt es tatsächlich ausserhalb von Jesus Christus kein Heil? Kenneth stimmt dem zu, dass auch in der gütigen chinesischen Grossmutter, die noch nie etwas von Jesus gehört hat, Gottes Geist wirkt und dass sie in Gottes Armen willkommen ist. Dennoch kann man sagen, dass die Beziehung zu Christus die tiefste Quelle des Lebens ist, die jenen fehlt, die ihn nicht kennen.
Eine zweite Frage: Hat «Religion» als äusserliche Form und Tradition nicht auch etwas Gutes? Bei manchen Zuhörenden entstand der Eindruck, Kenneth äussere sich abschätzig über andere Religionen. Kenneth verwahrt sich dagegen, die Wertschätzung gegenüber anderen Religionen muss immer erhalten bleiben und als Christen sind wir allen anderen gegenüber in Liebe verbunden, gerade weil wir in Christus eine Nähe zu Gott finden, die andere Religionen so nicht haben. Denn wenn wir an die Auferstehung und damit an die Göttlichkeit Jesu glauben, dann können wir mit ihm reden, als stünde er neben uns, ja mehr noch: Der Auferstandene ist in uns und wir sind in ihm. Das geht weit über das hinaus, was man unter «Religion» versteht. Die Ausübung einer unpersönlichen Religion ohne echte Gottesbeziehung birgt verschiedene Gefahren, gegen die das Christentum als Religion auch nicht immun ist: Ritualismus, Selbsterlösung durch Eigenleistung, Machtmissbrauch, Unfreiheit. Auf diesem Niveau von Religion kann man sagen: Wir machen es richtig, ihr macht es falsch – und dann beginnt der Krieg. Das Christentum geht insofern darüber hinaus, als es in Reinform und im Kern nur um eines geht: Liebende Beziehung zu Gott und den Menschen. Es geht um den Schritt aus dem Käfig von Struktur, Lehre und Gesetz hin zur Freiheit der Liebe, deren Quelle die lebendige Beziehung zu Christus ist. Es geht um den Schritt vom Kopf zum Herz, vom Zur-Kenntnis-nehmen zum lebendigen Vollzug. Kenneth bringt den Vergleich mit der Warnung auf der Zigarettenschachtel: «Rauchen ist tödlich!» Man nimmt diese Warnung zur Kenntnis, man versteht sie und dennoch raucht man weiter. Für viele, die sich Christen nennen, ist es so mit der Botschaft der Bibel: Man nimmt sie zur Kenntnis, man versteht im Grunde, was gemeint ist, und doch dreht man sich weiter im Kreis ums eigene Ego, bleibt auf der Stufe der Religionsausübung, tritt aber nicht ein in die lebendige Beziehung zu Christus.
Dafür mag es viele Gründe geben. Einer davon könnte sein, dass es an Menschen mangelt, die anderen Menschen zeigen, wie man die Beziehung zu Jesus aufbauen kann. Es braucht Fortgeschrittene, es braucht Vorbilder, die andere an der Hand nehmen können. Es braucht Gläubige, die aus eigener Erfahrung Antworten geben können.
An einem zweiten Abend mit Klaus Kenneth möchten wir über diesen weiteren Weg etwas erfahren: Wer konnte Klaus Kenneth nach seiner Bekehrung an der Hand nehmen und weiterführen? Wie konkret sah diese Begleitung aus? Ein Stichwort haben wir schon gehört, an diesem denkwürdigen Abend: Das Herzensgebet. Es lautet so: «Herr Jesus Christus, du Sohn Gottes, erbarme dich meiner/unser.»
Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, kommen Sie zur Fortsetzung!
Florian Joos

 
									 
	 
	 
	 
	