Das Gute suchen!
25./26 September 2021
26. Sonntag im Jahreskreis B
Lesungen: Num 11,25-29; Jak 5,1-6; Mk 9,38-43.45.47-48
Prediger: P. Ludovic Nobel
Liebe Brüder und Schwestern,
Es ist eigenartig in unserem Leben, dass uns jeden Tag oft so ganz verschiedene Dinge begegnen: Da kommt es vor, dass wir gesund aufstehen und uns des Lebens erfreuen, gerade auch, wenn das Wetter schön ist und in unserer Familie eine gute, wohlgeordnete und harmonische Beziehung der Eltern und auch der Kinder besteht. Aber es gibt auch ganz andere Situationen mit Leiden und Not, Schwierigkeiten körperlicher und seelischer Art, Belastungen auch durch das Böse, das uns umgibt. Die Welt ist einerseits eine große Verheißung, ein Versprechen also, das in uns die Sehnsucht nach dem immerwährenden Glück hervorruft. Andererseits erfahren wir jeden Tag, dass dieses Glück oft nur sehr kurz ist und vorläufig. Das Glück dieser Erde vergeht manchmal sehr rasch, viel eher als es uns lieb und wünschenswert ist. Wer heute gesund ist, ist morgen vielleicht krank.
Das alles sind Erfahrungen, die jeder Mensch macht, unabhängig davon, ob er an Gott glaubt oder nicht. Die Wechselhaftigkeit des menschlichen Lebens wirft aber für den erwachsenen Menschen Fragen auf, denen er sich stellen muss: Gibt es einen Ausweg aus dieser Not des irdischen Lebens, aus aller Vergänglichkeit? Gibt es das unvergängliche, dauernde Glück, das wir alle ersehnen, oder ist diese Sehnsucht nur ein leeres Versprechen? Haben wir Hoffnung auch über den Tod hinaus?
Unser christlicher Glaube sagt uns: Du darfst hoffen. Dein Leben hat Sinn, auch wenn es manchmal sehr schwer ist. Selbst wenn du das Glück hier auf Erden nie ganz finden kannst, du bist für das ewige Glück erschaffen. Gott liebt dich! Er verheißt uns das ewige Leben.
Wenn wir das recht bedenken, dann werden wir all dem Unvollkommenen, den Schwierigkeiten des Lebens, auch dem Leiden, dem Tod und dem Bösen in der Welt doch mit Zuversicht entgegentreten. Wir wissen: All dies ist vorläufig. Es ist nicht das Letzte. Das letzte Wort hat Gott, der die Liebe ist und das ewige Leben!
Auf diesem Hintergrund können wir die Worte des heutigen Evangeliums, die gewiss hart klingen, als das annehmen, was sie sind: Worte des ewigen Lebens, Worte der Zuversicht und der Hoffnung, wirklich frohe Botschaft.
Denn auch dann, wenn Jesus von den Gefahren spricht, die uns für das Heil unserer Seele drohen, verkündet er eine Botschaft, die uns mit bleibender Freude aus dem Glauben erfüllen soll. Was soll Jesus tun? Soll er angesichts des Bösen in der Welt völlig schweigen?
Das Böse ist leider eine Realität. Doch Jesus Christus ist mächtiger als alles Böse! Wer mit Christus verbunden ist, braucht nichts mehr zu fürchten!
Warum weist uns Jesus auf diese Gefahren des Bösen? Nicht um uns Angst zu machen, sondern um uns auf dem Weg des ewigen Lebens zu stärken. In diesem Sinn sind die Worte Jesu zu verstehen: „Wenn dich dein Fuß zum Bösen verführt, dann hau ihn ab.“ Natürlich ist das nicht buchstäblich auszuführen. Aber Jesus lehnt jede Halbherzigkeit, jede Zaghaftigkeit ab. Er fordert uns zum mutigen Einsatz für das Gute und zum Kampf gegen das Böse auf. Nicht wir selber sind es freilich, die dazu fähig sind, sondern die Hilfe Gottes stärkt uns! „Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt“ (Phil 4,13).
Vom Herrn empfangen wir immer wieder die nötige Gnade, damit wir auf dem Weg des Glaubens und der Liebe voranschreiten können.
Und wo wir versagt haben im Guten, wo wir der Macht des Bösen unterlegen sind, das schenkt uns Jesus die Gnade der Umkehr und Vergebung.
Solange wir leben, ist es nie zu spät zur Umkehr und Hinkehr zu Gott, der die Liebe und das Leben ist. Darum hoffen wir voll Zuversicht, gut durch dieses Leben zu gelangen und einst Anteil zu erhalten am ewigen Leben bei Gott.
Amen.