In deinen Armen ist die Liebe Gottes spürbar

25. Dezember 2022

Weihnachten 2022, Lesejahr A
Lesungen: Jes 52, 7-10; Hebr 1, 1-6; Joh 1, 1-18

Prediger: Pater Ludovic Nobel

Die schönsten Weihnachtsgeschichten schreibt das Leben selbst. Und die allerschönsten haben auf den ersten Blick nicht einmal etwas mit Weihnachten zu tun. So wie die, die mir kürzlich per e-Mail weitergeleitet wurde.

Da hat eine Mutter ihr Kind am Abend zu Bett gebracht. Und dabei hat sie zu ihrer Tochter gesagt, sie brauche keine Angst zu haben, denn Gott wacht über sie und er passt auf sie auf. Mitten in der Nacht aber, ist das Mädchen dann aufgewacht. Es hat sich ins Elternschlafzimmer geschlichen und ist ins Bett der Mutter gekrabbelt.

„Ich weiß“, hat es zur Mama gesagt, „ich weiß, dass Gott auf mich aufpasst. Aber in Deinen Armen sagt er es viel lauter zu mir!“

Liebe Schwestern und Brüder,

Die Geschichte sagt uns auf liebevoller Weise, was Weihnachten eigentlich ist und warum wir überhaupt Weihnachten feiern sollen. Gott braucht uns nicht, Gott bringt sich auch ohne uns zu Gehör, und er lässt Menschen auch ohne uns etwas von seiner Liebe spüren. Aber wie sagt dieses Kind? Ich weiß, dass Gott auf mich aufpasst, aber in deinen Armen sagt er es viel lauter!

Vielleicht fragen sich einige von uns: „Warum feiern wir immer noch Weihnachten. Hat diese Feier noch eine spirituelle Bedeutung für die heutige Welt? Diese Geschichte sagt uns, dass wir Weihnachten feiern sollen, weil wir Menschen zeigen können, dass wir sie gern haben, dass wir für sie da sind und sie in die Arme schließen. Und weil Gott dadurch lauter zu den Menschen spricht. Wenn wir von Gottes Liebe künden, dann spricht Gott lauter, verständlicher, deutlicher zu den Menschen, als ohne uns.

Wenn ihr in der gestrigen Heiligen Nacht einem Menschen Freude bereitet habt, wenn euer Brief, oder euer Anruf einen Menschen ein wenig glücklich gemacht hat, wenn große Kinderaugen zu leuchten begonnen haben, dann hat sich Gottes Liebe zu uns Menschen dort auf eine Art und Weise aussprechen können, wie es ohne uns nicht möglich wäre.

Es sind Menschen, die an Christus glauben, die ihm nachfolgen und seine Nachfolge überzeugend leben, Menschen, die seine Liebe weiterschenken und etwas von seinem Ideal auf der Welt gegenwärtig werden lassen – es sind solche Menschen, die es anderen leichter machen, etwas von Gottes Liebe zu erfahren.

Denn im Heutigen Evangelium haben wir gehört: Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Ja, Gott ist Fleisch, das heisst, Mensch geworden. Das ist Weihnachten. Gott ist hineingestiegen in die Dunkelheit dieser Welt, damit er uns in die Arme schließen kann, damit er uns ganz nahe sein kann, damit wir seine Nähe spüren und nicht allein sind. Wir sollen diese Botschaft nicht nur in Worten verkünden sondern auch in den Taten… Als Christen, sollen wir auch Mensch für unsere Mitmenschen werden…Wir sollen die Liebe Gottes für unsere Welt verkörpern, denn heute ist das Wort Fleisch geworden.

Gott ist dort am leichtesten zu erleben, wo er durch Menschen wirken kann. Und kann man es schöner ausdrücken, als es dieses Kind seiner Mutter gegenüber getan hat? „Ich weiß, dass Gott auf mich aufpasst, aber in Deinen Armen sagt er es lauter zu mir!“

Nehmen wir heute ganz einfach einen Menschen in den Arm, lassen wir ihn Liebe und Zuwendung erfahren. Vermutlich weiß dieser Mensch bereits selbst, dass Gott ihn liebt. Aber in unseren Armen spürt er diese Liebe wahrscheinlich noch viel deutlicher.

Amen.