Die heilige Familie, Vorbild der Familien

26. Dezember 2021

Heilige Familie, Lesejahr C
Lesungen: Sir 3,2-6.12-14 (3-7.14-17a); Kol 3,12-21; Lk 2,41-52

Predigende: Pater Ludovic Nobel

Kleine Kinder – kleine Sorgen, große Kinder – große Sorgen. Dieser Spruch passt gut zum heutigen Evangelium, das uns eine Szene aus dem Familienleben Jesu erzählt.

Die Szene vom zwölfjährigen Jesus im Tempel ist einzigartig als Bericht über die sonst ganz verborgenen Jahre in Nazaret. Bei einer Reise geht der Zwölfjährige Jesus verloren. Was durchaus zum Alltag einer Familie gehören kann, wird bald jedoch ungemein dramatisch: Ganze drei Tage lang dauert die Suche, bis Jesus gefunden wird. Und nun machen ihm die Eltern natürlich Vorhaltungen: “Kind, wie konntest du uns das antun?“ Jesus scheint aber in seiner Antwort nicht sehr viel Mitgefühl zu haben: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ antwortet er seiner Mutter. Maria hat sehr wahrscheinlich diese gewisse Fremdheit ihres Sohnes gespürt. Das heutige Evangelium erzählt uns tatsächlich eine Krise, die die Heilige Familie erlebt hat. Wir können uns also fragen ob es sinnvoll ist dieses Evangelium am Fest der heiligen Familie zu lesen. Wenn die heilige Familie Krisen erlebt kann sie wirklich heilig sein?

Die Heilige Familie ist aber nicht heilig weil sie perfekt war und nie Krise erlebt hat. Wäre das der Fall, würde sie uns gar nicht helfen. Sie wäre dann kein Vorbild für unsere Familien, kein Vorbild dem wir nachfolgen könnten. Wir feiern sie als Heilige Familie, weil wir von ihr etwas lernen können. Es sind zwei Dinge, in denen Maria und Josef uns Vorbild sein können.

Das erste ist das starke Vertrauen füreinander. Nichts kann das gegenseitige Vertrauen zwischen Josef und Maria erschüttern. Auch in den Krisen Zeiten, wie zum Beispiel im heutigen Evangelium, stehen sie fest zueinander. Das Gefühl, sich auf den Anderen verlassen zu können, macht Maria und Josef sicher. Jedes von ihnen gibt durch die Bestätigung des anderen sein Bestes und traut sich selber einiges zu. Fehlt in manchen Familien bei uns nicht dieses Vertrauen. Misstrauen macht sich breit, und wie oft leidet darunter der Zusammenhalt. Eine Familie, die zusammenhält, kann so manche schwierige Situation gut meistern. Das Vertrauen ineinander ist sehr wichtig.

Das zweite, was wir von der heiligen Familie lernen können, ist das Vertrauen auf Gott. Auch wenn sie Sorgen haben, wie im heutigen Evangelium, verlieren Josef und Maria das Vertrauen auf Gott nicht. Mitten in den Schwierigkeiten machen sie aber Gott Platz. Sie öffnen ihre Herzen, um ihn zu hören und auf seine Weisungen zu vertrauen. Vieles auf ihrem harten Weg war für die beiden sicherlich unverständlich, aber sie haben daran geglaubt, dass Gott alles zum Guten führt. Dieses Vertrauen in Gott zu lernen ist sehr oft das Schwierigste. Ich kann Gott nur dann vertrauen, wenn ich die Beziehung zu ihm pflege, wenn ich das Gefühl habe, mit ihm vertraut zu sein, wenn ich mit ihm im schweigsamen Gebet spreche. Nur so kann ich das Vertrauen zu Gott wagen, dessen Handeln mir manchmal so fern und unverständlich ist.

Maria und Josef haben auf ihrem langen Weg sicher nicht jede Entscheidung Gottes verstanden, aber sie haben ihm anvertraut. Eine heilige Familie sein heißt also nicht, dass alles perfekt und glatt ist. Eine heilige Familie sein heißt aber, einander und Gott zu vertrauen. Dass uns dies auch in unseren Familien gelingt, wünsche ich allen, denn so können unsere Familie auch zu heiligen Familien werden.

Amen.